Käufer des Season Passes von Destiny 2 brauchten viel Geduld, doch endlich ist die zweite Erweiterung eingetroffen. Mit dem DLC Kriegsgeist läutet Bungie zugleich die dritte Saison ein. Lest hier, was DLC und Saison-Start an Neuerungen bescheren.
Die am prominentesten hervorgehobene Neuerung in der dritten Saison von Destiny 2 sind wechselbare Gesten. Bungie nennt sie Multi Gesten. Wenn ihr euer Inventar öffnet, könnt ihr ab sofort Gesten aus eurem Rucksack den vier Richtungs-Tasten zuweisen. Im Spiel könnt ihr jetzt also vier frei belegbare Gesten einsetzen und mit dem D-Pad auswählen.
Apropos Inventar, euer Tresor wurde auf 300 Speicherplätze erweitert. Geblieben ist, dass Shader, Waffen-Mods und dergleichen weiterhin euer Inventar verstopfen. Da mit jeder Saison nicht nur Waffen und Rüstungen, sondern auch jede Menge neuer Shader dazu kommen, ändert sich langfristig am Platzproblem wenig. Destiny 1 hatte das Thema mit der Shader-Sammlung wesentlich besser im Griff. Im Destiny-2-Vorgänger konntet ihr einmal gefundene Shader beliebig oft herunterladen, folglich auch gefahrlos löschen.
Im PVP gibt es in Destiny 2 neue Maps sowie Privatmatches. Tess Everis hat neue Gegenstände im Everversum, aber so mancher Gegenstand gleicht bereits bekannter Ware mit nur geringen Nuance-Verschiebungen am Design oder an der Färbung.
Darum halte ich mich und euch hier nicht länger auf und wende mich dem eigentlich Spannenden zu, dem Inhalt vom DLC Kriegsgeist. Es gibt eine knappe Story rund um den Hüter Anastasia Bray. Die Kampagne spielt auf dem Mars und spinnt die Story rund um Rasputin fort. Meine größte Befürchtung hat sich zum Glück nicht bewahrheitet, das spielbare Areal von Destiny 2 ist neu gestaltet worden und erfreulicher Weise kein Recycling bereits bekannter Abschnitte aus Destiny 1.
Auch stilistisch schlägt Destiny 2 einen etwas anderen Weg ein. Anstelle gleißend heißer Wüste ist der Destiny 2 Mars eher eine Eiswelt. Die Gegner vom DLC Kriegsgeist sind zwar nicht wirklich, haben ihre Eigenschaften aber immerhin ein wenig an das kühle Umfeld angepasst. Sie sind etwas träger, weisen zugleich aber ziemlich gute Nehmerqualitäten auf. Wirklich cool sieht es aus, wenn die Feinde durch Eisblöcke stoßen oder Schmelzwasser von der Decke tropft. Solche grafischen Finessen glänzen in Destiny 2 wie eh und je. Die Story ist allerdings sehr kurz. Nach spätestens 90-120 Minuten ist die Sache für die wohl meisten Spieler erledigt.
Was danach bleibt, ist der übliche Grind. Der Level eurer Spielfigur wurde von 25 auf 30 erhöht, auch das Cap eures Power-Levels liegt nun bei rund 380 ohne Mods. Das Leveln könnt ihr mit Hilfe von Infusion auch an lieb gewonnenen Ausrüstungsstücken durchführen, indem ihr stärkere Gegenstände mit bereits vorhandenem Equipment verschmelzt. Dieser Prozess gelingt recht reibungslos bis rund um Power-Level 340-345. Ab diesem Moment finden wir nur noch spärlich Gegenstände, die uns stärker machen.
Wie zuvor in Destiny 2 führt der Weg zu höherem Power-Level ab diesem sogenannten Soft-Cap weitgehend über exotische Drops und mächtige Belohnungen. Mächtige Belohnungen wiederum kann man nur einmal pro Woche holen. Diese massive Fortschritts-Bremse hat in der Vergangenheit viele Spieler an Destiny 2 genervt, ist aber offenbar weitgehend geblieben.
Habt ihr die neue Story und Quests abgeschlossen, könnt ihr noch Sammelgegenstände suchen gehen oder euch am neuen Horde-Modus Eskalationsprotokoll versuchen. Dabei handelt es sich um neue öffentliche Events, in denen ihr gegen die Uhr mehrere immer stärker werdende Wellen von Feinden besiegen müsst. Leider gibt es für diese Events zum Zeitpunkt dieses Artikels nur einen einzigen hohen empfohlenen Level um 370-380, so dass ich euch nicht sagen kann, ob sich die Mühe lohnt.
Schließt ihr nur einen Teil der Feindwellen ab, geht ihr komplett leer aus. Belohnt werden nur erfolgreiche Spieler, was frustrierend sein kann. Für niedrigere Level gibt es Eskalationsprotokoll gegenwärtig nicht. Seid ihr stark genug, die Feinde zu töten, könnt ihr mit Hilfe des Eskalationsprotokolls immerhin komfortabel Erfahrungspunkte farmen. Das Event lässt sich manuell aktivieren und beliebig oft wiederholen, solange in der Nähe keine anderen öffentlichen Events aktiv sind.
Hinzu kommt neben neuen Strikes noch eine neue Raid-Variante, die zum Zeitpunkt dieses Artikels aber noch nicht aktiv ist.
Falls ihr an einem Vergleich des Mars-Umfangs zwischen Destiny 1 und Destiny 2 interessiert seid, empfehle ich euch das eingebettete Video. Zum Ende vergleicht es den befahrbaren Rundkurs mit dem Sparrow in beiden Spielen.
Fazit: Routinierte Fortsetzung
Kriegsgeist ist eine konservative Destiny-Erweiterung. Sie liefert Erwartbares ohne Schnörkel in gewohnt handwerklich hoher Qualität. Das neue Gebiet sieht einfach klasse aus und die Neu-Interpretation des Mars zu erkunden macht Spaß. Besonders gefreut hat mich, dass der Mars etwas umfangreicher ist der recht winzige Merkur des letzten DLC. Die ganz großen Kritikpunkte an Destiny 2 blieben allerdings liegen und so bleibt fraglich, ob verschreckte Destiny-Spieler zurückkehren oder zumindest länger als eine Woche an Destiny 2 kleben bleiben.
Das Inventarproblem ist erkannt, der erweiterte Tresor löst es aber nicht. Shader und Mods als Konsumware nerven weiterhin. Ständig muss man Drops zwischen Inventar, Poststelle und Tresor hin- und herschaffen oder umständlich löschen. Das rasch erreichte Soft-Level-Cap ruft die wohl größte Kritik an Destiny 2 in Erinnerung. Man kann nicht bis zum Maximallevel durchgrinden, sondern ist auf wöchentliche Drops angewiesen. Diese hohe Zeitbarriere dämpft den Ehrgeiz massiv ein. Ob die Belohnungen des Eskalationsprotokolls daran etwas ändern, ist fraglich, da der Schwierigkeit für den kritischen Bereich zwischen Level 345 und 360 happig ist.
Bei all der Nörgelei muss ich mich aber an das erinnern, was Destiny 2 nach wie vor ist: eines der rundum solidesten Spiele dieser Generation. Es ist nach wie vor ein Vorzeige-Titel, der mit butterweichen Animationen und vergleichsweise stabilen Servern glänzt. Und das bleibt Destiny 2 auch in der Erweiterung Kriegsgeist.