Qualitäts-Analyse

Entscheidend bei einem Capture-Gerät ist das, was hinten raus kommt: die Bildqualität der Aufnahme. Um sie näher zu analysieren, habe ich in mehreren Testläufen zwei Verfahren angewandt.

Testverfahren

  1. Simultan-Aufnahme mit Game Capture HD und Game Capture HD60
  2. Sequenzielle Aufnahmen mit der Game Capture HD60

Für Simultan-Aufnahmen wurde die Videoquelle vor dem Capture-Gerät geteilt. Game Capture HD und Game Capture HD60 haben folglich dasselbe Signal gleichzeitig zugespielt bekommen. Zum Einsatz kamen ein Windows-PC sowie zwei Macs.

Da mir für den Test nur eine Game Capture HD60 zur Verfügung stand, habe ich für Qualitätsvergleiche mit demselben Gerät im sequenziellen Testverfahren Renderszenen mit unterschiedlichen Konfigurationen hintereinander aufgenommen und anschließend verglichen.

Windows gegen Mac: maximale Bitrate bei 60 FPS (1080p60)

Methode: sequenzielle Aufnahme

Wie zuvor zur Software angesprochen, lässt sich in der Mac-App nicht dieselbe Maximalbitrate wählen wie in der Windows-Anwendung. Die Kritik ginge ins Leere, wenn beide Programme am Ende eine vergleichbare Qualität lieferten.

Das Rennspiel Need for Speed Rivals lief auf dem PC mit folgendem Kommandozeilen-Eintrag in 60 FPS: -GameTime.MaxSimFps 60 -GameTime.ForceSimRate 60

Um das zu überprüfen, treffen hier die Game Capture HD60 im Modus 1080p60 unter Windows mit 40 Mbps gegen dasselbe Gerät auf dem Mac mit 30 Mbps an.

Die Testszene ist beide Male eine identische Renderszene zu Beginn des Spiels Need for Speed Rivals. Dabei wurde der ruhende Desktop aufgenommen, ehe das Spiel startete. So kommt es zu einem kurzen, aber anspruchsvollen Mix unbeweglicher, schneller, heller und dunkler Szenen.

Das Erfreuliche: Beide Aufnahmen sind weitgehend frei von Artefakten und offenbaren, wie der Hardware-Encoder arbeitet. Dabei hilft auch ein Blick auf die Bitratenkurve:

Maximale Bitrate der Game Capture HD60 bei 1080p60 unter Windows (40 Mbps) und Mac (30 Mbps)
Game Capture HD60 1080p60 mit 40 Mbps (Windows) gegen Game Capture HD60 1080p60 mit 30 Mbps (Mac)

Wie man an dem roten Linienverlauf erkennt, passt der Encoder die Bitrate dem Anspruch der Szene an. Im ruhenden Desktop zu Beginn der Aufnahme startet die zugewiesene Bitrate moderat, fällt während eines schwarzen Bildschirms stark ab und steigt anschließend auf die vorgegebenen Maximalwerte.

Soweit die Übereinstimmungen. Wie man hier auch sieht, muss der Encoder bei der Mac-Version (rechts) mehr arbeiten als bei Windows (links). Man sieht stärkere Schwankungen, wobei die eingetragene mittlere Datenrate von 30 Mbps mehrfach deutlich überstiegen wird, ja sogar mit mehrfach erreichten Spitzen um 43 Mbps höher geht als bei der Windows-Aufnahme.

Die Windows-Aufnahme (links) kann mit der Bitrate gemütlicher haushalten. Nach dem gemächlichen Start klettert sie auf nahezu konstante 40 Mbps und verharrt dort bis kurz vor dem Ende des Clips.

Erste Feststellung: Der Encoder passt die Bitrate variabel an (variable Bitrate, VBR). Das macht die Aufnahmen schlanker als bei einer fest eingestellten konstanten Datenrate und schlägt sich in kleineren Videodateien nieder, gut!

Die zweite Feststellung ergibt sich aus einem vergleichenden Blick auf das Videomaterial. Die Bitrate unterscheidet sich zwar deutlich, aber schlägt sich der Unterschied auch in der Bildqualität nieder?

Game Capture HD60 1080p60 bei 40 und 30 Mbps
Game Capture HD60 1080p60 bei 40 und 30 Mbps

Wie man in der starken Vergrößerung trotz der JPEG-Kompression noch sieht, hat die Windows-Aufnahme mit 40 Mbps die Nase leicht vorn. Die Straße zeigt mehr Struktur und die Motorhaube schärfere Bemalung, während im Vergleichs-Ausschnitt die poröse Straßenoberfläche etwas stärker weicher, ärmer an Details wirkt. Gleichzeitig zeigt dieses Beispiel ebenso wie alle folgenden die Arbeitsweise des Hardware-Encoders.

Um hässliche Blockartefakte zu vermeiden, wie sie bei starker Kompression entstehen, verwendet er einen Trick. Kommt der Encoder an seine Leistungsgrenze, nimmt er Schärfe aus dem Bild. Das ist für das Auge angenehmer als hässliche Klötze.

Game Capture HD60 gegen Game Capture HD: 60 FPS gegen 30 FPS bei identischer Bitrate

Methode: Simultan-Aufnahme

Im zweiten Test vergleiche ich die Game Capture HD60 mit dem Vorgänger bei identischer Bitrate. Einziger Unterschied: die Game Capture HD60 ist auf 1080p60 eingestellt, die Game Capture HD dagegen auf 1080p30.

Identische Bitrate, aber unterschiedliche Framerate. Dieser Test drängt sich deshalb auf, weil vereinfacht gesprochen jedes Bild für sich genommen codiert werden muss. Verdoppelt man die Zahl der Bilder (oder Frames), steigt folglich auch der Bedarf der Datenrate. Dieser Vergleich stellt diese Theorie auf die praktische Probe. Zunächst wieder der Blick auf die Bitraten beider Probanden:

Game Capture HD60 1080p60 30 Mbps gegen Game Capture HD 1080p30 mit 30 Mbps
Game Capture HD 1080p30 mit 30 Mbps gegen Game Capture HD60 1080p60 mit 30 Mbps

Wie man an der Kurve sieht, arbeitet der Encoder der Game Capture HD etwas aggressiver mit Spitzen jenseits von 50 Mbps, bleibt im Mittel aber 3 Mbps unter dem vorgegebenen Wert. Dagegen schießt der Kompressor der Game Capture HD weniger stark über das Ziel hinaus und liefert in diesem Beispiel von Beginn bis Ende insgesamt gesehen eine ausgewogenere Bitratenkurve, wobei das vorgegebene Bitratenlimit erreicht und gehalten wird.

Game Capture HD 1080p30 bei 30 Mbps (l.) und Game Capture HD60 1080p60 bei 30 Mbps (r.)
Game Capture HD 1080p30 bei 30 Mbps (l.) und Game Capture HD60 1080p60 bei 30 Mbps (r.)

Unter der starken Vergrößerung sieht man, wie die Game Capture HD60 ein wenig mogelt und feine Strukturen verwischt. Die Game Capture HD muss bei halber Framerate noch nicht so tief in die Trickkiste greifen und gibt noch etwas feinere Details wieder. Trotz geringerer Durchschnittsbitrate kann sie sich behaupten. Subjektiv gesehen funktionieren die Tricks der HD60 allerdings. Ohne Vergrößerung muss man schon genau hinsehen, um die Unterschiede zu bemerken.

60 FPS gegen 30 FPS bei maximaler Bitrate

Methode: Simultan-Aufnahme

Jetzt der abschließende Härtetest, sozusagen ein Betriebssystem-Shootout. Kann die Windows-Version bei 60 Frames pro Sekunde und der überlegenen Bitrate (40 Mbps) die Mac-Version bei der halben Framerate und nur 30 Mbps in den Schatten stellen?

Auch hier schauen wir uns zunächst die Bitratenverläufe grafisch an:

Game Capture HD60 1080p60 40 Mbps gegen Game Capture HD 1080p30 mit 30 Mbps
Game Capture HD 1080p30 30 Mbps gegen Game Capture HD60 1080p60 mit 40 Mbps

Lässig bewegt sich auch hier die Game Capture HD60 am gesteckten Bitratenlimit, fast wie an der Schnur gezogen. Kräftiger stemmt sich dagegen die Game Capture HD gegen die Vorgabe und schießt mit einigen Spitzen um 45 Mbps sogar weit über das Ziel hinaus.

Game Capture HD 1080p30 bei 30 Mbps (l.) und Game Capture HD60 1080p60 bei 40 Mbps (r.)
Game Capture HD 1080p30 bei 30 Mbps (l.) und Game Capture HD60 1080p60 bei 40 Mbps (r.)

Die Mühe lohnt sich nicht. Diesen Vergleich verliert die Game Capture HD gegen die Rivalin trotz der ungünstigen Situation doppelter Framerate in nicht allen, aber in den meisten Szenen. Offenkundig wird es diesmal daran, dass nun im direkten Vergleich die Game Capture HD mit dem Weichzeichner über die Kompressionsdefizite hinwegzutäuschen versucht. Die Game Capture HD60 ist zwar nicht deutlich überlegen, aber immerhin knapp. Mac verliert gegen die Bitraten-Überlegenheit der Windows-App.

Qualitäts-Fazit: Bitrate ist Trumpf!

Zuletzt entscheidet über die Qualität der Aufnahmen die Bitrate. Sie gibt in dieser mit komprimierten Signalen arbeitenden Geräteklasse den Ausschlag über die Güte des Videos. Aus diesem Grund tut es auch weh, dass die Anwendungen auf beiden Systemen den Anwender stärker beschränken als nötig, wie zur Software ausgeführt. Mal erzielt man auf dem Mac, mal mit der Windows-Anwendung die besseren Resultate. Am besten wäre es, wir dürften frei entscheiden und bis zum Bitrate-Maximum aufdrehen. Bis zu dem Limit, das sich noch durch USB2 quetschen lässt.

Lässt man diese Bedenken einmal außer Acht, muss man vor der Game Capture HD60 den Hut ziehen. Sie leistet Bemerkenswertes und kitzelt erstaunlich Ergebnisse aus ihrem Hardware-Encoder. Sie trickst ein wenig mit Unschärfe, aber das sei ihr verziehen. Dank doppelter Framerate sehen die Videos unglaublich flüssig und dabei noch ansehnlich aus.

Jetzt muss nur noch YouTube für alle Lets-Player den 60-FPS-Hahn aufdrehen und seinerseits unter Beweis stellen, dass die Videoqualität unter der Frame-Verdoppelung nicht leidet.

Müssen nun Besitzer der Game Capture HD umsteigen? Qualitativ liegen beide Geräte auf einem Niveau. Wer also die doppelte Framerate nicht benötigt, findet in der Game Capture HD nach wie vor ein gutes Gerät. Eine Steigerung der Qualität auf ein sichtbar höheres Niveau ist nur mit Geräten zu erzielen, die mit un- oder geringer komprimierten Signalen arbeiten.

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Jan-Hendrik Fleischer
Herausgeber von G-Zockt.DE. YouTuber, Blogger und erfahrener Games- und IT-Redakteur. Gamer, aufgewachsen mit Zak McKracken, Dungeon Master, Elite, Turrican und Maniac Mansion. Auf der unendlichen Suche nach dem einen Spiel. Dem letzten Spiel. Dem einzigartigen Spiel, das nichts mehr in den Schatten stellen kann.

2 KOMMENTARE

  1. Hallo, erstmal möchte ich dir für diesen ausführlichen Test gratulieren, es ist der Umfangreichste und Sachlichste, den ich im ganzen Netz finden konnte. Ist es denn immer noch so, dass man bei 1080p@30FPS auf ~22Mbit/s beschränkt ist? Soll ja jede Menge Updates gegeben haben. Da ich für meine Zwecke nur 30FPS brauche und 20Mbit/s mir doch zu mager wären, würde das für mich leider keinen Sinn machen.

    Andererseits könnte ich dann auch die normale „HD“ nehmen, die ja ohnehin auf 30FPS beschränkt ist, allerdings soll diese ja wiederum auf 30Mbit/s beschränkt sein.

    • Schönen Dank für das positive Feedback. Ich habe eben ein Update der Windows-Software auf die Version 2.10.36 (843) vorgenommen. Die Bitraten-Beschränkung ist unverändert und liegt bei maximalen Einstellungen für 1080p30 bei 22,9 und bei 1080p60 bei 40 Mbps.

      Unverändert ist auch das Limit des Vorgängers Game Capture HD. Es liegt nach wie vor bei 1080p30 bei 30 Mbps. Die meisten auf dieser Seite eingebetteten Destiny-Videos sind mit 30 Mbps aufgenommen und vermitteln vielleicht einen Eindruck, mit welcher Qualität auf YouTube mit allen damit verbundenen Verlusten zu rechnen ist.

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