Software

Für die Game Capture HD60 hat Elgato eine behutsam modernisierte Version seiner kostenlosen Capture-Software entwickelt.

Die Software liegt der Packung gar nicht erst bei, sondern muss über die Herstellerseite heruntergeladen werden. Der Vorgänger Game Capture HD profitiert von den Neuerungen ebenfalls und kann mit der aktuellen Software weiter verwendet werden.

Die Oberfläche ist wie gehabt zweigeteilt. Oben rechts könnt ihr zwischen dem Aufnahmemodus Capture (Mac: Aufnehmen) und der Nachbearbeitung Edit (Mac: Bearbeiten) wechseln. Unter Capture legt ihr die Grundkonfiguration für eure Aufnahmen fest, stoppt auf Wunsch laufende Hintergrundaufnahmen und spult sie zurück. Außerdem gebt ihr hier neuen Clips Namen, Beschreibung und Tags und konfiguriert eure Streaming-Accounts.

Moderation von Streams und Lets Plays

Für Lets Plays und Streams sehr praktisch ist die Möglichkeit, live Audio-Kommentare einzusprechen. Die Software mischt eure Sprache in den Spielton ein und senkt die Hintergrundlautstärke auf Wunsch automatisch ab. Das ist für Live-Streams eine gute Lösung.

Für die Nachbearbeitung im Schnittpgrogramm trennt die Software Spielton und Kommentarspur. So lassen sich Plopptöne, Schmatzer oder auch Pannen wie klingelnde Telefone, schlagende Türen oder die Bohrmaschine des Nachbarn herausschneiden, ohne alles neu aufnehmen zu müssen.

Auch externe Soundkarten und Analog-Digital-Wandler werden erkannt. Über solche Geräte könnt ihr ein hochwertiges Mikrofon mit dem Computer verbinden und Sprache in eure Aufnahmen einbinden, ohne auf zusätzliche Software zurückgreifen zu müssen.

Zwei Schönheitsfehler hat die Kommentar-Funktion. Sie mischt den Mono-Ton eures Mikrofons nur auf den linken Kanal. Außerdem hat die Software im Test den Spielton abgeschaltet, sobald das Mikrofon aktiviert wurde. Die an und für sich gute Funktion muss noch reifen, um wirklich praxistauglich zu werden.

Signalerkennung, 60 FPS und Maximal-Bitraten

Im Gegensatz zu Capture-Lösungen wie der Blackmagic Intensity erkennt die Elgato Game Capture HD60 das anliegende Videosignal automatisch. Ihr legt lediglich fest, in welchem Format ihr aufnehmen möchtet:

  • 1080 (1920×1080 Pixel)
  • 720 (1280×720 Pixel)
  • Standard (optional: Scaling auf 640×480 Pixel)
  • Mobil (480×360 Pixel)

Die Software erkennt automatisch, ob die Quelle das Signal progressiv oder im Zeilensprungverfahren (interlaced) liefert. Mit einem Häkchen könnt ihr festlegen, ob ihr eine Aufnahme mit 30 oder 60 Frames pro Sekunde (FPS) wünscht. Davon gibt es eine Ausnahme. Eine Aufnahme mit 720p60 ist nur dann möglich, wenn das Quellsignal in genau diesem Format anliegt. Ansonsten bietet die Software nur 720p30 an. Gibt eure Spielkonsole beispielsweise 1080p60 aus, könnt ihr in den Formaten 1080p60, 1080p30 oder 720p30 aufnehmen, nicht aber mit 720p60.

Die maximal mögliche Bitrate legt ihr über einen Schieberegler fest und bestimmt so die Aufnahmequalität und den benötigten Speicherplatz. Ich habe während des Tests mit Maximal-Bitrate gearbeitet. Wählt ihr niedrigere Werte, nehmen Unschärfe und Bewegungsartefakte zu. Mehr dazu im Qualitäts-Check.

Eine echte Überraschung ist die Beschränkung der Bitraten in der Software. Die Überraschung ist umso größer, weil der Hardware-Kompressor – worauf ich im Qualitäts-Check zurückkomme – mit variabler Bitrate arbeitet, also bei Bedarf die Datenrate selbst drosselt. Und noch eine Überraschung: Die Maximal-Bitrate ist bei der Windows- und Mac-Version verschieden. In der getesteten Windows-Version 2.01.7 (734) sowie Mac-Version 2.0 (717) beschränkt die Software die Oberwerte (in Mbps) folgendermaßen:

Windows Mac OS X
1080p60 40,0 30,0
1080p30 22,9 30,0
720p60 26,3 26,2
720p30 15.0 15,0
Standard 11,3 11,2
Mobil 7,5 11,2

 

Maximal-Bitrate der Game Capture HD60 bei 1080p60 unter Windows (l.) und Mac (r.)
Maximal-Bitrate der Game Capture HD60 bei 1080p60 unter Windows und Mac, Bild: G-Zockt.de

Die maximal möglichen Bitrates für Interlaced-Videos entsprechen denen progressiven Materials gleicher Auflösung.

Mitunter vertut sich die Software bei Auflösungswechseln auch. Sowohl die Mac-, als auch die Windows-Version bot infolgedessen mitunter andere Maximal-Auflösungen an als eigentlich vorgesehen, etwa 15 Mbps statt 30 (Mac bei 720p) oder 30 statt 22,9 (Windows bei 1080p30).

Dieser Zustand ist insgesamt unbefriedigend. Wünschenswert wäre ein unter Windows und Mac gleichermaßen wählbare Bitrate bis hin zu der von USB2 und Kompressor vorgegebenen Obergrenze.

Live-Vorschau

Um die Aufnahe zu kontrollieren, bringt die Software im Capture-Modus ein Vorschaufenster mit. Begeisterung löst es nicht aus. Grund dafür ist die heftige Verzögerung. Das Spielsignal wird fast eine Sekunde verspätet auf dem Vorschaufenster angezeigt, Spielen ist mit einem solch monströsen Lag ausgeschlossen.

Verzögerte Vorschau im Aufnahmefenster der Game Capture HD60. Im Hintergrund ist das Originalbild zu sehen, links oben die verzögerte Darstellung in der Aufnahme-Software. Bild: G-Zockt.DE
Verzögerte Vorschau im Aufnahmefenster der Game Capture HD60. Im Hintergrund ist das Originalbild zu sehen, links oben die um etwa eine Sekunde verzögerte Darstellung in der Aufnahme-Software. Bild: G-Zockt.DE

Die Software trifft am Vorschau-Lag keine Schuld, da sie zunächst abwarten muss, bis der Hardware-Kompressor den HDMI-Videostrom handlich verpackt über USB an den Rechner schickt. Um Platz zu sparen, analysiert der Kompressor das Bild und verwendet eine variable Bitrate. Dieses kluge und effiziente Verfahren kostet aber Zeit.

Aus diesem Grund solltet ihr unbedingt einen Fernseher oder Monitor an den Ausgang der Game Capture HD60 anschließen. Das erhöht den Verkabelungsaufwand für das Capturing erheblich. Wollt ihr nicht ständig umstöpseln, muss die HD60 auch dann angeschlossen bleiben, wenn ihr gar nichts aufnehmt.

Alternativ könnt ihr das Signal vor der Game Capture HD60 mit einem HDMI-Splitter teilen und ein Kabel zur Box, das andere zum Fernseher führen. In diesem Fall könnt ihr die Capture-Box zwar abstöpseln, wenn ihr sie nicht benötigt. Dafür läuft aber anstelle der HD60 der Splitter dauerhaft.

Das Lag ist der Software – wie im Kasten ausgeführt – nicht vorzuwerfen. Anders sieht es aber mit der eigentlich überflüssigen Video-Vorschau aus. Sie auf Wunsch abzuschalten wäre für Notebooks eine interessante Energiesparfunktion.

GCHD60-Capture-EditEs bleibt nur folgender Workaround: Nach dem Start einer Aufnahme könnt ihr auf Edit (Mac: Bearbeiten) wechseln und erst zum Stoppen der Aufzeichnung auf Capture (Mac: Aufnehmen) zurückblättern. Das funktioniert auf Mac und Windows-PC gleichermaßen, senkt die Prozessorlast und schont den Notebook-Akku. Erkauft wird der Workaround mit einer beschränkten Kontrolle über Aufnahmen und Live-Streams.

Schnitt und Export

GCHD60-Win-MP4-OriginalApropos Edit. Klickt ihr auf diesen Reiter, könnt ihr die Clips mit einer praktischen Schnittfunktion passend schneiden und exportieren. Windows- und Mac-Version des Client unterscheiden sich vor allen Dingen bei den Exportformaten. Unter Windows bietet sich die MP4 Originaldatei für eine unverfälschte Ausgabe an. MP4 1080p Pro wandelt Aufnahmen geringerer Auflösung nach 1080p um (Upscaling). Die Originaldatei eurer Aufnahme findet ihr mit dem Windows Explorer in der Game Capture HD Library als Transportstream.

GCHD60-Mac-ProRes-CaptureMac-Nutzer freuen sich über den Export nach ProRes, das Lieblingsformat der Schnittsoftware Final Cut Pro. Exportiert wird nach ProRes 422. Alternativ kann man über den Knopf Capture das Video im M4V/H.264-Format in das Aufnahmeverzeichnis kopieren lassen oder die Original-MP4-Datei manuell über den Finder aus der Game Capture HD Library fischen.

Für die Nachbearbeitung mit Schnittprogrammen begrüßenswert ist die Möglichkeit, Sprachaufnahmen, euren Live-Kommentar, in separate Dateien schreiben zu lassen. So sind sie nicht mit dem Video verwoben und ihr könnt Störgeräusche wie Huster, schlagende Türen oder klingelnde Telefone nachträglich mit einem Schnittprogramm eurer Wahl herausschneiden.

Stabilität

Die Software lief auf Mac und Windows-PC auch über längere Aufnahmedauer stabil. Beim Wechsel der Eingangs-Auflösungen kam es bei der Windows-Version vereinzelt zum Absturz. Die Mac-Version hatte diese Neigung nicht, zeigte aber nicht immer exakte Eingangssignale an.

Insgesamt finden sich alte Hasen in der Software sofort zurecht. Neue Lets Player dürften nach kurzer Eingewöhnung ebenfalls klar kommen.

Software-Fazit: frischere Oberfläche, aber noch viel zu tun

Die Software ist gut handhabbar und gewährt nach kurzer Gewöhnung einen raschen Zugriff auf die Kernfunktionen. Die Kommentar-Funktion wirkt durchdacht, aber noch nicht ganz ausgereift. Weniger überzeugen gelegentliche Abstürze (Windows), die nicht immer zutreffende Eingangssignal-Anzeige (Mac), die langsame und nicht abschaltbare Vorschau sowie die starre und zwischen Windows und Mac uneinheitlich vorgegebene Maximal-Bitrate.

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Jan-Hendrik Fleischer
Herausgeber von G-Zockt.DE. YouTuber, Blogger und erfahrener Games- und IT-Redakteur. Gamer, aufgewachsen mit Zak McKracken, Dungeon Master, Elite, Turrican und Maniac Mansion. Auf der unendlichen Suche nach dem einen Spiel. Dem letzten Spiel. Dem einzigartigen Spiel, das nichts mehr in den Schatten stellen kann.

2 KOMMENTARE

  1. Hallo, erstmal möchte ich dir für diesen ausführlichen Test gratulieren, es ist der Umfangreichste und Sachlichste, den ich im ganzen Netz finden konnte. Ist es denn immer noch so, dass man bei 1080p@30FPS auf ~22Mbit/s beschränkt ist? Soll ja jede Menge Updates gegeben haben. Da ich für meine Zwecke nur 30FPS brauche und 20Mbit/s mir doch zu mager wären, würde das für mich leider keinen Sinn machen.

    Andererseits könnte ich dann auch die normale „HD“ nehmen, die ja ohnehin auf 30FPS beschränkt ist, allerdings soll diese ja wiederum auf 30Mbit/s beschränkt sein.

    • Schönen Dank für das positive Feedback. Ich habe eben ein Update der Windows-Software auf die Version 2.10.36 (843) vorgenommen. Die Bitraten-Beschränkung ist unverändert und liegt bei maximalen Einstellungen für 1080p30 bei 22,9 und bei 1080p60 bei 40 Mbps.

      Unverändert ist auch das Limit des Vorgängers Game Capture HD. Es liegt nach wie vor bei 1080p30 bei 30 Mbps. Die meisten auf dieser Seite eingebetteten Destiny-Videos sind mit 30 Mbps aufgenommen und vermitteln vielleicht einen Eindruck, mit welcher Qualität auf YouTube mit allen damit verbundenen Verlusten zu rechnen ist.

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