Battlefield Hardline wendet sich vom Military-Shooter ab und setzt dagegen auf eine moderne Variante von Räuber & Gendarme. Was es sonst noch Neues gibt und wie sich der Shooter im Multiplayer spielt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.

Willkommen in Miami! Battlefield Hardline spielt in Floridas heißer Großstadt. Statt euch mit Militärs und Terroristen herumzuschlagen, geht es in dieser Battlefield-Folge um die vergleichsweise bescheidene Verbrechensbekämpfung, die aber nicht weniger kugelträchtig ist. Im Stil beliebter Cop-Fernsehserien wird die Story von Battlefield Hardline in zehn Folgen erzählt. Mit knackigen Rückblenden und Zusammenfassungen grenzen die einzelnen Episoden aneinander an.

Ihr spielt den jungen Detective Nick Mendoza, der sich – beseelt vom Ideal eines guten Cops – durch Filz und Korruption in den eigenen Reihen kämpft und nebenbei einem Drogenkartell im Nacken sitzt. Das Ganze gleicht von Dramaturgie und Handlung eher der Bad-Cop-Serie The Shield als den strahlend-heldenhaften CSI-Super-Detectives.

Verhaftung in Battlefield Hardline, Bild: Screenshot
Verhaftung in Battlefield Hardline, Bild: Screenshot

Ihr habt die Möglichkeit, Feinde bei euren Einsätzen entweder zu verhaften oder umzulegen. Das Töten von Schurken solltet ihr euch zweimal überlegen. Zwar folgt kein lästiger Papierkram, dafür bestraft das Spiel euch indirekt, indem es euch wertvolle Erfahrungspunkte vorenthält. Diese Punkte benötigt ihr ironischer Weise für bessere Schusswaffen. Einen Mittelweg bietet der pistolenartige Elektroschocker, mit dem ihr Feinde ausschalten könnt, ohne dass ihr ihnen bis auf Tuchfühlung nahe kommen müsst. Dafür fallen dann auch ein paar Erfahrungspunkte ab. Ihr könnt Schurken zwar auch mit Schalldämpfern geräuschlos umnieten und euch so eine freie Bahn schaffen, aber dafür gibt es – wie gesagt – keinerlei Punkte.

Wie in Battlefield-Spiele üblich, schaltet ihr nach und nach neue Waffen frei und könnt sie mit Erweiterungen und neuen Visieren anpassen. Nicht nur eure Feinde bearbeitet ihr mit eurem Kugelhagel, sondern auch die Umgebung. Latten bröseln von den Zäunen, Holztüren lassen sich durchsieben und selbst Beton fängt unter heftigem Beschuss an zu bröckeln. Kurzum: Wer sich hinter einer Deckung sicher wähnt, dürfte rasch ein Problem bekommen. Das gilt für das Solo-Spiel gegen die leidlich intelligenten computergelenkten Feinde, besonders aber für den Multiplayer. Neue taktische Möglichkeiten eröffnen auch Seile. Feuert ihr einen Wurfhaken auf ein benachbartes Gebäude, könnt ihr es aus der Luft erreichen. Aufmerksame Feinde können eure Seile durchtrennen und euch einen Strich durch die Rechnung machen.

Verbrecher in Battlefield Hardline markieren und scannen, Bild: Screenshot
Verbrecher in Battlefield Hardline markieren und scannen, Bild: Screenshot

Mit einem Scanner markiert ihr Feinde für euer Radar, hebt per Haftbefehl gesuchte Verbrecher hervor und durchleuchtet Tatorte nach Beweisen. Diese Akten könnt ihr sammeln, um Trophäen oder Achievements freizuspielen sowie Bonus-Gegenstände für den Multiplayer freizuschalten. Stehen euch Feinde im Weg oder zu eng beisammen, könnt ihr sie mit leeren Patronenhülen ablenken.

Die Story ist im TV-Serien-Stil flott erzählt, bietet abwechslungsreiche Schauplätze, verschiedene Fahrzeuge von Autos über Sumpfboote bis zum Panzer und gut gezeichnete Figuren mit hohem Wiedererkennungswert. Die Handlung ist vielleicht nicht besonders innovativ, für ein Battlefield-Spiel aber dennoch erfrischend anders und mehr als das übliche Vorspiel für den Multiplayer.

Multiplayer: für jeden etwas dabei

Dass der Multiplayer das Herzstück von Battlefield ist, sieht man schon an seiner Stelle ganz oben im Spielmenü. Die Spielmodi sind an das Cop-Gangster-Schema der Story angelehnt. Eine Partei spielt auf der Seite der Gesetzeshüter, das andere Team als Ganoven. Die Multiplayer-Aufgaben lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. Bei den synchronen Spielmodi verfolgen beide Parteien dasselbe Ziel. So stürzen sich bei Blood Money beide Teams auf Geldsäcke – die einen, um sie zu rauben, die anderen, um sie als Beweis in Sicherheit zu bringen. Die klassischen Modi Eroberung mit den bekannten Zonen-Kontrollaufgaben und Team-Deathmatch, in denen beide Teams so viele Feinde wie möglich umlegen, gehören ebenfalls in diese Kategorie.

Bei den asynchronen Spielmodi haben beide Teams unterschiedliche Aufgaben. Um einen Überfall erfolgreich abzuschließen, müssen Gangster Gegenstände rauben und in Sicherheit bringen. Cops beschützen diese Objekte und müssen dafür so viele Ganoven umlegen, bis deren Respawn-Kontingent verbraucht ist. Im Modus Rettung müssen beide Teams eine Geiselnahme auf unterschiedliche Weise beenden. Cops versuchen, die Geiseln zu befreien, Gangster müssen sie beschützen. Jeder Kill zählt hier, denn es gibt keine Respawns. Ebenfalls frei von Respawns ist der asynchrone Modus Fadenkreuz. Cops müssen einen Kronzeugen in Sicherheit bringen, auf den es die Gangster abgesehen haben.

Neuer Hotwire-Modus in Battlefield Hardline, Bild: EA
Neuer Hotwire-Modus in Battlefield Hardline, Bild: EA

Herausragend ist das neue Multiplayer-Spiel Hotwire. Es ist ein synchroner Modus, in dem beide Teams Fahrzeuge erobern und verteidigen müssen, sozusagen die mobile Variante von Eroberung. Das ist gar nicht so einfach, denn die Gegner können mit Sprengladungen, Raketen und Hubschraubern tüchtig dagegen halten. Explodiert ein Fahrzeug, erscheint es erneut als neutrales Objekt und muss wieder erobert werden. Hotwire ist ein packender, schneller und abwechslungsreicher Schlagabtausch, in dem Racer, Hubschrauberpiloten, Sniper und Saboteure gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.

Technik: auffällig unauffällig

Technisch fällt Battlefield nicht unangenehm auf. Das Spiel stürzte im Test nicht ab, die Grafik ist nicht spektakulär, aber in Ordnung. Die Spielfiguren sind so detailliert, dass man sie gut erkennt und bewegen sich einigermaßen natürlich. Etwas grob robben sich die Figuren auf dem Boden entlang und überwinden Stufen, als wäre es eine Ebene. Die Animation beim Magazinwechsel ist ebenfalls recht überholt. Spiele wie Destiny oder The Order 1886 erledigen diese Routineaufgaben mit etwas mehr Geschick. Auch die Landschaften wirken mitunter etwas trist und die Gebäude sehr grobflächig texturiert.

Grafik in Battlefield Hardline: hübsch, nicht spektakulär. Bild: Screenshot (PS4)
Grafik in Battlefield Hardline: hübsch, nicht spektakulär. Bild: Screenshot (PS4)

Nach einer Weile hat man dafür in einem Online-Shooter eh keinen Blick mehr, so dass dies weniger ins Gewicht fällt als die flüssige Spielbarkeit. Hier fällt besonders das geringe Lag während des Multiplayer-Tests für diesen Artikel auf. Das überrascht nicht zuletzt deshalb positiv, weil ruckartige Verzögerungen während der Beta-Phase von Battlefield Hardline durchaus sehr präsent war.

Erfreulich sind auch die guten Vertonungen der Stimmen in der deutschen Synchronisation, die flotte Musik und die kernigen Soundeffekte.

Fazit: Routine-Kost mit guter Story und einem frischen Spritzer Multiplayer-Action

Battlefield Hardline erfindet das Genre der Online-Shooter nicht neu, ändert aber den Fokus von Story und Multiplayer auf ein weniger militarisiertes Szenario. Die Einzelspieler-Handlung kommt flott erzählt daher und besonders der neue Hotwire-Modus macht einen Heidenspaß, ohne dass Fans auf traditionelle Modi wie Eroberung oder Deathmatches verzichten müssen. Die Karten sind hinreichend groß, gleichzeitig stehen meist Fahrzeuge zur Verfügung, um die Distanzen rasch zu überwinden. Für manch unfreiwilligen Gag sorgt ab und zu der Matchmaker, der nicht immer für ausgeglichene Teams sorgt. Alles in allem ist Battlefield Hardline eine solide Geschichte mit Hotwire als turbulentem Fahrzeug-I-Tüpfelchen.

ÜBERBLICK DER REZENSIONEN
Story
Gameplay
Grafik
Musik und Sound
Technik und Fehler
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Jan-Hendrik Fleischer
Herausgeber von G-Zockt.DE. YouTuber, Blogger und erfahrener Games- und IT-Redakteur. Gamer, aufgewachsen mit Zak McKracken, Dungeon Master, Elite, Turrican und Maniac Mansion. Auf der unendlichen Suche nach dem einen Spiel. Dem letzten Spiel. Dem einzigartigen Spiel, das nichts mehr in den Schatten stellen kann.

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